Die Ursachen: Ausere Faktoren

Kriegserlebnisse
Ältere Kollaborateurskinder haben alle – mehr oder weniger ausgeprägt – die Schrecken des Krieges erfahren. Wie bei anderen Menschengruppen auch fordern die Erinnerungen daran noch heute ihren Tribut. Die Erinnerungen haben in der Tat in den letzten Jahren sogar an Bedeutung gewonnen.

Nach dem Dolle Dinsdag (der ‘verrückte Dienstag’, 5.September 1944, and dem die NSB in Panik geriet und die Bevölkerung sich auf eine herzliche Begrüßung ihrer Befreier vorzubereiten begann) flohen viele Kinder mit manchmal nur einem Elternteil nach Deutschland, wo sie von einem Flüchtlingslager ins andere verlegt wurden. Die Beg
rüßung in Deutschland war alles andere als freundlich, mußten sie doch alle untergebracht und ernährt werden.

Kriegserfahrungen unterscheiden sich stark von einer Person zur anderen: Die gemeinsame
Erfahrung ist das Gefühl in Gefahr zu sein, weit weg von der Sicherheit des Zuhauses, eine fremde Person zu sein, nirgends erwünscht und zutiefst machtlos, diese Situation aus eigener Kraft zu überwinden.

Zurückweisung und Haß, im und nach dem Krieg
Während des Krieges wurden viele Kollaborateurskinder in der Schule entweder ignoriert oder wegen der Wahl, die ihre Eltern getroffen hatten, provoziert. Selbst Erwachsene machten sich eines solchen Verhaltens schuldig. Nach dem Krieg wurden solche Reaktionen sogar noch häufiger und heftiger.

Erziehungs- oder Kinderheime
Manche Kinder verbrachten einige Zeit in Internierungslager zusammen mit dem Vater und/oder der Mutter. Andere wurden 1945 für einige Zeit in Erziehungs- oder Waisenheime gebracht. Die Behandlung in diesen Einrichtungen ließ zu wünschen übrig: oft unpersönlich, war sie meistens richtiggehend verächtlich und in der Regel entwürdigend.

Schule und Einstellungsgespräche
Viele dieser Kollaborateurskinder konnten begonnene Ausbildunggsgänge nicht beenden oder konnten eine gewünschte Schullaufbahn nicht verfolgen. Das lag oft daran, daß die Eltern durch die Beschlagnahme ihres Eigentums in materiellen Schwierigkeiten waren. Ältere Kinder hatten keine andere Wahl als den Eltern dadurch zu helfen, daß sie eine Arbeit annahmen. Gleich nach dem Krieg (aber auch noch vor kurzer Zeit) wurden Personen bei Stellenbewerbungen wegen der Vergangenheit ihrer Eltern übergangen.

Sündenbockmechanismen und Isolierung
Ablehnendes Verhalten von Nachbarn ist oft häufig der Grund, warum Kollaborateurskinder sich weigern, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die Angst, wie ihre Eltern verurteilt zu werden, ist sehr groß, selbst bei denjenigen, die nie Anzeichen von Haß in ihrer unmittelbaren Umgebung verspürt haben.


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